Michael Glüer in Teltow
Im Jahre 1663 wird Michael Glüer in Markneukirchen geboren. Über seine Eltern ist wenig bekannt. Die einzige Information besagt, dass sein Vater mit Holz arbeitet. Das könnte der Böttcher Adam Glüer gewesen sein. Michael besucht das Gymnasium in Hof vom 27. März 1677 bis zum 17. März 1684. In den Matrikeln der Schule sieht der Schullaufbahn auf Lateinisch wie folgt aus:
Mi(chael) Klier, Markneukirchensis, annum agens 14, alumnus est factum (sub vadimonio Andreas Lochneri, civis Curiensis, ad annos sex). Cujius parens est faber lignarius.
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Übersetzt: Michael Glier, aus Markneukirchen, 14 Jahre alt, ist Schüler geworden. (aufgrund Bürgschaft von Andreas Lochner, Hof, für sechs Jahre). Sein Vater arbeitet mit Holz. |
1684 finden wir dann Michael
Glüer in den Matrikeln der Universität Wittenberg: " Glüer, Michael, Neukircha Variscus 26.4.1684 (depositus 7.6.1684)"
Offensichtlich kehrt Michael Glüer nicht mehr in seine Heimatstadt Markneukirchen zurück, sondern wendet sich dem Brandenburgischen Teltow zu. In einer alten Familienbibel seines Sohnes Johannes war folgender Wortlaut zu lesen: "Ich Johann Glüer bin gebohren Anno 1698 den 28ten July und bin get. den 2. Augusti und bin nun in diesem Anno 1753, den 28ten July 55 Jahr alt gewesen. Gott helfe weiter. Mein Vater hat geheißen Michael Glüer, ist gewesen Churfürstlicher Accis Einnehmer in Teltow, ist gebürtig aus Vogtland es heißt Neu Kirchen." In Teltow heiratet Michael Glüer im Februar 1688 in erster
Ehe Sabine Weber. Bei der Heirat wird er als Cantor bezeichnet. Als Sabina
Weber 1692 stirbt, heiratet Michael Glüer im September 1693 Regine Ebel.
Im Kirchenbuch der St. Andreas Kirche zu Teltow wird Michael Glüer bis
zum seinem Lebensende häufig bei Taufen als Pate erwähnt. Er hat in
Teltow offensichtlich Karriere gemacht, denn neben der Tätigkeit als
Kantor ist er Kurfürstlicher Akziseeinnehmer, Ratskämmerer, Bürgermeister und Kirchenvorsteher" |
St. Andreas Kirche Teltow 1515-1800 |
St. Andreaskirche zu Teltow nach dem Stadtbrand von 1801 |
Michael Glüer hat aus den zwei Ehen zehn Kinder. Einige von ihnen erhalten später das Bürgerrecht in Teltow. Die Nachkommen sind meist Hüffner und Handwerker. In den kommenden etwa 200 Jahren finden wir Nachkommen von Michael Glüer in Teltow. Ab etwa 1800 findet dann aber eine allmähliche Abwanderung nach Berlin statt. 1786 war Berlin eine Stadt von etwa 150.000 Einwohnern. 1751 war eine Porzellanfabrik gegründet worden, die 1763 in der Königlichen Porzellan Manufaktur aufging. Einige Glüers verdingten sich dort als Arbeiter. Handwerker wurden ebenfalls in der aufstrebenden Stadt gesucht. Von 1786 bis 1819 erhöhte sich die Einwohnerzahl um 50.000 Einwohner auf 200.000. Heute gibt es keine Glüers mehr in Teltow. Etwas merkwürdiges passiert aber noch in Teltow. Einige Familien verändern die Schreibweise ihres Namens: aus Glüer wird Gleyer bzw. Gleier. Die Teltower Glüers waren nicht die einzigen Glüer in der Königlichen Haupt- und Residenzstadt Berlin. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts kam die Familie des Johann Georg Klier aus Kaltenbrunn (Oberpfalz) nach Berlin. Er war Baumwollfabrikant. Merkwürdigerweise werden alle seine Nachkommen in den Kirchenbüchern Berlins auch als "Glüer" eingetragen. Im Adreßbuch Berlins von 1941 gab es noch 12 Glüer-Familien. Heute kommt der Name "Glüer" in Berlin nicht mehr vor.
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