Die Familie Glier in Klingenthal


Wer die schöne Rundkirche Klingenthals, genannt "Zum Friedefürsten", die schöne Umgebung, die Gastronomie oder etwas über den Musikinstrumentenbau kennenlernen will, sollte sich

bei der Tourist Information Klingenthal "einlinken".

Dort gibt es weitere Links zu "Klingenthal",

Ein Besuch in Klingenthal lohnt sich!

 


Die Mundharmonika in Klingenthal

Die Chronisten Klingenthals, der Pfarrer Karl August Wolf [3 und 4] und der Lehrer Kurt Erich Dörfel [2] berichten auch über die Familie Glier:

Die meisten Einwohner des Kirchspiels verkauften die von ihnen gefertigten Waren nicht selbst, sondern gaben sie an die Händler ab, die diese weiter, selbst in andere Weltteile, versandten. Den bedeutendsten Verlag dieser Art betrieb in Klingenthal Carl Friedrich Glier mit seinem Bruder Christian Ferdinand unter dem Namen "C.F.Glier sen. et. Comp". Neben den Instrumenten wurden überwiegend die im Klingenthaler Kirchspiel hergestellten Waren über C.F.Glier sen.et.Comp. vertrieben. Carl Friedrich reiste viele Jahre, ehe er in Klingenthal heiratete. Als Johann Wilhelm Rudolph, der jüngste Bruder von Carl Friedrich, 1829 von Italien zurückkehrt und in Frankfurt /M. vom dortigen Physikalischen Verein eine Mundharmonika geschenkt bekommt, läßt er diese bei seinem anschließenden Aufenthalt in Klingenthal in der väterlichen Fabrik nachbauen. Johann Wilhelm Rudolf wird daher als Begründer der sächsischen Harmonika-Industrie angesehen. 

Eine kleine Straße in Klingenthal trägt den Namen "Gliersteig". 

Gliersteig

Abbildung des Glierhauses auf dem Grabdenkmal der Familie Carl Friedrich Glier

 

Die Gebrüder Glier bauten neben dem elterlichen Wohnhaus (an der Stelle des heutigen Rathauses) -zwischen der ehemaligen "Todtengasse", der heutigen Kirchstraße, und dem Gliersteig- ein Fabrikhaus (Glierhaus),in dem die ersten Klingenthaler Mundharmonikas hergestellt wurden. [Anm.: Das Gliersche Gebäude auf Parzelle 95 wurde kurz vor der Erbauung des Rathauses 1913/14 abgebrochen]. 

Die Arbeiter wurden kontraktmäßig gebunden, doch löste sich bald das gemeinschaftliche Unternehmen auf und es entstanden die beiden Firmen "C.F. Glier sen." und "Ferdinand Glier & Sohn" [Anm.: Carl Alexander Glier], die auf Jahrzehnte hinaus noch die Klingenthaler Industrie wesentlich beeinflußten. In diesen Fabriken mag 1852 auch zuerst die Herstellung der Ziehharmonika aufgenommen worden sein. Die Harmonika-Arbeiter der ersten "Glierschen" Fabrik begannen nach deren Auflösung selbst mit der Fabrikation. Bald war das Gewerbe über den ganzen heutigen Amtsgerichtsbezirk verbreitet.

Glierhaus und Rundkirche Zum Friedefürsten in Klingenthal
Klingenthal: an der Stelle, an der heute das Rathaus steht, stand ursprünglich das Glier'sche Wohnhaus

Der Brief von Johann Wilhelm Rudolph vom 08.11.1858 an seine Nichte Emma Wolf (er wurde sogar auszugsweise in der Presse veröffentlicht) ist eine liebevolle Würdigung des Bruders Carl Friedrich, der offenbar den jüngeren Geschwistern Ratgeber, Helfer und Erzieher gewesen ist. Gleich am Anfang des Briefes heißt es: "Als älter geborener Sohn hielt er es für seine Pflicht, seine Geschwister zu beschützen und zu belehren. Dieses zu erreichen, sparte er weder Mühe noch Opfer. Mich [J.W.R.] bestimmte er zum Instrumentenmacher, um nach Amerika zu gehen und mit ihm einen großen Instrumentenhandel zu betreiben." Wegen der Kontinentalsperre, die Napoleon für ganz Europa angeordnet hatte, war eine Ausreise nach Amerika (1810) nicht möglich.


Carl Friedrich Glier, geboren 1786 in Klingenthal, sollte nicht mit seinem gleichnamigen Cousin, dem 1802 geborenen Carl Friedrich Glier aus Untersachsenberg verwechselt werden.


Unter sachkundiger Führung von Manfred Gäbler, dem ich hiermit für die Unterstützung und zwei schöne Tage in Klingenthal danken möchte, findet man in der Kirche "Zum Friedefürsten" heute noch Kirchenstühle, die den Namen der Gebrüder Glier tragen.


Stand: 13. Januar 2000